Toys werfen Blicke
Moderner als die Zehn Gebote und tiefer als die Cosmopolitan. Diese 64 Tafeln haben es in sich
L A U F E N D E S
P R O J E K T
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L A U F E N D E S P R O J E K T •
Toys werfen Blicke ist eine vielschichtige Serie von 64 Arbeiten des Berliner Künstlers Affe Krzbrg, die im öffentlichen Raum platziert sind und zur kritischen Reflexion anregen. Die Serie vereint Einflüsse von Dada und Pop Art und thematisiert gesellschaftliche Missstände wie Kapitalismus, Rassismus, Klimawandel, Geschlechterrollen und soziale Isolation. Affe Krzbrg nutzt die Serie, um die städtische Kulisse zum Spiegel gesellschaftlicher Realitäten zu machen, indem er alltägliche Begriffe und Phrasen dekonstruiert und so versteckte Bedeutungen offenlegt.
Die Werke erscheinen in einer bewusst reduzierten, teils naiven Bildsprache, kombiniert mit seinen ikonischen, tropfenden Schriftzügen in intensivem Blau. Das Projekt dient weniger dem ästhetischen Anspruch als einem Aufruf zur Reflexion und Empathie und stellt bekannte Redewendungen in neuen Kontexten dar, die dazu auffordern, soziale Verhältnisse und individuelle Identitäten kritisch zu hinterfragen. Durch die unerwartete Platzierung im urbanen Raum – auf Sperrmüll oder an Stromkästen – bricht Affe Krzbrg mit konventionellen Ausstellungsformaten und schafft flüchtige, jedoch intensive Interventionen, die sich ungeschönt mit der Schnelllebigkeit und Oberflächlichkeit des modernen Lebens auseinandersetzen.
Ziel von Toys werfen Blicke ist es, den öffentlichen Raum in eine Galerie gesellschaftlicher Selbstreflexion zu verwandeln. Die Serie provoziert Passant*innen dazu, die gewohnten Denkweisen aufzubrechen und soziale Normen zu hinterfragen.
Tafelfinder
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Tafel 18 | Kot & Spiele
Kot & Spiele kritisiert die Kombination aus Konsum und Eskapismus, die in der modernen Gesellschaft verbreitet ist. Der Titel spielt auf das römische Konzept von Brot und Spiele an und zeigt, wie Unterhaltung oft dazu genutzt wird, vom Wesentlichen abzulenken. Das Werk fordert dazu auf, den eigenen Konsum und die Werte, die die Gesellschaft prägen, zu hinterfragen.
Tafel 19 | Gleich vorbei
Gleich vorbei vermittelt ein Gefühl der Dringlichkeit und des nahenden Endes. Die Kombination von Haifischflosse und bedrohlicher Atmosphäre deutet auf gesellschaftliche und persönliche Krisen hin, die kurz vor dem Ausbruch stehen. Das Werk fordert den Betrachter auf, sich den Herausforderungen und Gefahren des Lebens bewusst zu stellen und nicht vor ihnen zurückzuschrecken.
Tafel 20 | Perma-Armut
Perma-Armut thematisiert die festgefahrene soziale Situation vieler Menschen, besonders jener mit Migrationshintergrund, in deutschen Städten. Der Begriff Perma-Armut verweist auf die Dauerhaftigkeit dieser Umstände und die strukturellen Hürden, die es schwierig machen, dem Teufelskreis der Armut zu entkommen. Das Werk fordert zur Reflexion über die soziale Ungleichheit und die Notwendigkeit von Veränderungen in der Gesellschaft auf.
Tafel 21 | Brokkkoli
Brokkkoli spielt mit der visuellen Ähnlichkeit einer Cannabis-Blüte zu einem Atompilz und nutzt das Cannabis-Synonym »Brokkoli«. Die Buchstaben »KKK« im Titel verweisen ironisch auf die absurde Verteufelung von Cannabis. Der Slogan »Ein Schuss – Alle tot« übertreibt bewusst die Gefahren und spielt auf Heroinkonsum an, obwohl Cannabis nicht tödlich ist und nicht gespritzt wird. Der Atompilz verstärkt diese Übertreibung und zieht das Bild des »bösen Krauts« ins Lächerliche. Das Werk hinterfragt die veralteten Klischees und die überzogene Kriminalisierung einer Pflanze, die längst gesellschaftlich akzeptiert ist.
Tafel 22 | AM-Apparat
AM-Apparat spielt mit der Formulierung »am Apparat« und thematisiert die Idee, dass Menschen nur »an« sind, wenn sie mit einem digitalen Gerät verbunden sind. Die Beschriftungen »AM« und »AUS« kritisieren die binäre Reduktion auf Ein/Aus-Zustände und verweist zugleich auf »AM« (Amplitudenmodulation) als statische Form der Verbindung. Das Werk hinterfragt, ob der moderne Mensch mehr Nuancen braucht – eine Art »Frequenzmodulation« – und fordert zum Nachdenken über die Begrenzung digitaler Präsenz auf.
Tafel 23 | Alle alle leer
Alle alle leer behandelt die innere und gesellschaftliche Leere im Kontext der modernen Konsumgesellschaft. Die Tafel spielt auf die emotionale Erschöpfung an, die oft hinter einer Fassade des Wohlstands verborgen bleibt. Der Titel deutet auf die kollektive Leere, die viele Menschen empfinden, wenn das Streben nach mehr nicht zu echter Erfüllung führt. Das Werk fordert dazu auf, sich der Sinnsuche und der Frage nach dem persönlichen Inhalt des Lebens zu widmen, anstatt sich durch Konsum und äußere Werte abzulenken.
Tafel 24 | Strafraum
Strafraum kombiniert den Begriff aus dem Sport mit der Darstellung eines weiblichen Torsos und verleiht ihm eine geschlechtsspezifische Dimension. Hier wird angedeutet, dass die Gesellschaft oft weibliche Körper durch Regeln, Urteile und Erwartungen »bestraft«, die in einer männlich dominierten Kultur fest verankert sind. Der Titel verweist auf den Raum, in dem Grenzen festgelegt und Verstöße geahndet werden. Das Werk kritisiert die gesellschaftlichen Normen, die Frauen auf bestimmte Rollen reduzieren und für deren Überschreitung bestrafen.
Tafel 25 | Teil’ ein Zehner
Teil' ein Zehner spielt auf das Teilen eines Zehn-Euro-Scheins oder einer kleinen Menge Cannabis an. Die Darstellung eines Cannabis-Beutels hinterfragt die Konsumkultur und die materielle Grundlage vieler sozialer Interaktionen. Das Werk regt dazu an, den Wert von Gemeinschaft und Teilhabe jenseits von Konsum zu reflektieren und kritisiert die Oberflächlichkeit solcher Austauschpraktiken in einem kapitalistischen Umfeld.
Tafel 27 | Mär für alle
Mär für alle ist ein kritisches Werk, das das Märchen der Chancengleichheit infrage stellt. Der Begriff Mär spielt auf die Vorstellung von »Wohlstand für alle« als unerreichbares Ideal an – eine Illusion, die in der Realität oft unerfüllt bleibt. Die Tafel fordert dazu auf, die Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit zu erkennen und hinterfragt die gesellschaftliche Konstruktion von Versprechen und Hoffnungen, die häufig fern der Realität sind.
Tafel 28 | Bonzenauflauf
Bonzenauflauf ist eine provokative Anspielung auf gesellschaftliche Elitekreise und deren Zusammenkünfte, die oft in abgeschotteten, privilegierten Bereichen stattfinden. Der Titel suggeriert, dass sich Reichtum und Macht immer weiter in wenigen Händen konzentrieren und dabei den Kontakt zur breiten Gesellschaft verlieren. Die Tafel wirft Fragen über soziale Gerechtigkeit und die Konsequenzen zunehmender gesellschaftlicher Ungleichheit auf und fordert zur Reflexion über die Machtverhältnisse in der modernen Gesellschaft auf.
Tafel 29 | Steckt der Wurm drin
Steckt der Wurm drin greift das Sprichwort humorvoll auf und verweist auf verborgene Probleme oder schwelende Konflikte in scheinbar stabilen Strukturen. Der Apfel als Symbol für etwas Begehrenswertes, das jedoch von innen heraus beschädigt wird, deutet auf die Fragilität von Systemen oder Normen, die äußerlich intakt wirken. Die Darstellung lädt dazu ein, hinter die Fassade zu blicken und die verborgenen »Würmer« zu erkennen, die das Innere aushöhlen und schleichend für Zerfall sorgen.
Tafel 30 | Aktiv aggressiv
Aktiv aggressiv zeigt eine Pistolenkugel und spielt auf den Begriff »passiv aggressiv« an, indem es dessen Gegenteil darstellt. Die direkte Aggression wird hier unverblümt und ohne Subtilität gezeigt, um die offen konfrontative Seite von Schutzmechanismen zu beleuchten. Das Werk fordert dazu auf, über die Wirkung von direkter Aggression nachzudenken und deren Rolle in sozialen und persönlichen Kontexten zu hinterfragen.
Tafel 31 | Dicht am Mittag
Dicht am Mittag thematisiert Überforderung und die Erschöpfung in der modernen Gesellschaft. Die übervolle Sanduhr symbolisiert das Gefühl, bereits zur Mitte des Tages oder Lebens ausgebrannt zu sein, als wäre das Potential frühzeitig ausgeschöpft. Der Titel spielt auf den Einfluss von Substanzen an, die vermeintlich entlasten, jedoch langfristig die innere Leere verstärken. Das Werk regt dazu an, das Verhältnis zu Zeit, Konsum und Lebensrhythmus zu reflektieren und die Balance zwischen Leistungsdruck und nachhaltiger Energie zu finden.
Tafel 32 | Birne winzig weich
Birne winzig weich spielt ironisch auf die Qualität oder Stärke von Ideen an, die kraftlos oder wenig inspirierend erscheinen. Der Titel deutet auf intellektuelle Trägheit oder die Gefahr der Selbstzufriedenheit hin, bei der die eigene Überzeugungskraft nicht hinterfragt wird. Diese Tafel regt dazu an, die Substanz und den Wert von Gedanken und Überzeugungen kritisch zu betrachten und nicht in bequemen, oberflächlichen Ideen zu verharren.