Toys werfen Blicke

Moderner als die Zehn Gebote und tiefer als die Cosmopolitan. Diese 64 Tafeln haben es in sich

L A U F E N D E S

P R O J E K T

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Toys werfen Blicke ist eine vielschichtige Serie von 64 Arbeiten des Berliner Künstlers Affe Krzbrg, die im öffentlichen Raum platziert sind und zur kritischen Reflexion anregen. Die Serie vereint Einflüsse von Dada und Pop Art und thematisiert gesellschaftliche Missstände wie Kapitalismus, Rassismus, Klimawandel, Geschlechterrollen und soziale Isolation. Affe Krzbrg nutzt die Serie, um die städtische Kulisse zum Spiegel gesellschaftlicher Realitäten zu machen, indem er alltägliche Begriffe und Phrasen dekonstruiert und so versteckte Bedeutungen offenlegt​​.

Die Werke erscheinen in einer bewusst reduzierten, teils naiven Bildsprache, kombiniert mit seinen ikonischen, tropfenden Schriftzügen in intensivem Blau. Das Projekt dient weniger dem ästhetischen Anspruch als einem Aufruf zur Reflexion und Empathie und stellt bekannte Redewendungen in neuen Kontexten dar, die dazu auffordern, soziale Verhältnisse und individuelle Identitäten kritisch zu hinterfragen. Durch die unerwartete Platzierung im urbanen Raum – auf Sperrmüll oder an Stromkästen – bricht Affe Krzbrg mit konventionellen Ausstellungsformaten und schafft flüchtige, jedoch intensive Interventionen, die sich ungeschönt mit der Schnelllebigkeit und Oberflächlichkeit des modernen Lebens auseinandersetzen​​.

Ziel von Toys werfen Blicke ist es, den öffentlichen Raum in eine Galerie gesellschaftlicher Selbstreflexion zu verwandeln. Die Serie provoziert Passant*innen dazu, die gewohnten Denkweisen aufzubrechen und soziale Normen zu hinterfragen.

Tafelfinder

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Alois Mendelstyn Alois Mendelstyn

Tafel 49 | Alle Marke

Alle Marke thematisiert die zunehmende Konsumorientierung und das Streben nach Selbstdarstellung als »Marke« in der modernen Gesellschaft. Der führerlose Ballon symbolisiert eine Orientierungslosigkeit, die durch das Streben nach Markenwerten und Selbstvermarktung entsteht, während die aufziehenden Wolken drohende Unsicherheiten darstellen. Der Schriftzug fordert dazu auf, die Abhängigkeit von Marken und deren Einfluss auf die persönliche Identität kritisch zu hinterfragen. Das Werk regt an, die Illusion vermeintlicher »Freiheit« durch Konsum zu durchbrechen und nach echten Werten zu suchen.

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Tafel 50 | Deutsche Vita

Deutsche Vita verweist auf zentrale Wendepunkte der deutschen Geschichte und lädt zur Reflexion über deren Nachwirkungen ein. Die Jahreszahlen »33-45« und »89« markieren das NS-Regime sowie den Fall der Berliner Mauer und die Wiedervereinigung. Der Titel gibt dem Werk eine ironische Note, indem er den Ausdruck »Vita« mit dem Ende prägender Epochen verbindet. Durch diese Symbolik regt das Werk zur Auseinandersetzung mit der deutschen Vergangenheit und deren bleibender Bedeutung an.

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Tafel 52 | Herz am unteren Fleck

Herz Am Unteren Fleck spielt auf den Ausdruck »Herz am rechten Fleck« an und deutet an, dass das Herz an einen primäreren, instinktiveren Ort versetzt wurde. Das Werk untersucht die männliche Sexualität und die Spannung zwischen moralischen Erwartungen und körperlichen Impulsen. Es regt zur Reflexion darüber an, ob Grundbedürfnisse die moralische Integrität beeinflussen und fordert auf, die Komplexität zwischen Instinkt und gesellschaftlichen Idealen kritisch zu hinterfragen.

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Tafel 53 | Penisschaft

Penisschaft thematisiert die patriarchale Fremdbestimmung weiblicher Körper im Kontext von Abtreibungsgesetzen. Das Wortspiel zwischen »Schwangerschaft« und »Penisschaft« kritisiert die Kontrolle, die Männern und Institutionen oft über Schwangerschaften eingeräumt wird. Affe Krzbrg hinterfragt hier das Recht auf Selbstbestimmung und prangert an, wie Frauen in ihren Entscheidungen über ihren eigenen Körper eingeschränkt werden.

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Tafel 54 | Sause Brause

Sause Brause spielt mit der Vorstellung eines schnellen, rauschhaften Erlebnisses und verweist auf die vergängliche Euphorie, die durch Stimulanzien oder Partydrogen hervorgerufen wird. Der Titel verbindet die Vorstellung von Tempo und Prickeln und stellt die Verlockung eines kurzfristigen »Kicks« dar. Dabei verweist das Werk zugleich auf den unvermeidlichen Verfall dieses Hochgefühls, was einen kritischen Blick auf die Risiken solcher flüchtigen Eskapaden wirft und zur Reflexion über deren Wert anregt.

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Tafel 57 | Kern Arm

Kern Arm nutzt die Darstellung einer halbierten Frucht mit offenem Kernbereich, um auf die Reduktion weiblicher Identität auf biologische Merkmale anzuspielen. Die Wortkombination »Kern Arm« ist ein doppeldeutiges Spiel mit dem Begriff »kernlos« und verweist zugleich auf gesellschaftliche Erwartungen und die Geringschätzung von Frauen, wenn ihre Rolle auf Reproduktion und Körperlichkeit reduziert wird. Die leere Frucht symbolisiert die »Armut« einer solchen Wahrnehmung und fordert auf, über stereotype Rollenbilder hinauszudenken und weibliche Identität in ihrer Vielfalt zu würdigen.

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Tafel 58 | Endlich Krebs

Endlich Krebs zeigt die provokative Phrase auf dem Bild eines Infusionsbeutels, der für medizinische Behandlungen steht und ein Gefühl von Zerbrechlichkeit und Abhängigkeit vermittelt. Die Formulierung spielt düster-ironisch auf die gesellschaftlichen Gesundheitsrisiken an, die durch moderne Lebensweisen gefördert werden. Umweltverschmutzung, verarbeitete Lebensmittel und Schadstoffe lassen schwere Erkrankungen wie Krebs fast unausweichlich erscheinen. Das Werk kritisiert die fatalistische Akzeptanz solcher Risiken und die symptomorientierte Medizin, die Ursachen ignoriert. Das Werk fordert zum Nachdenken über persönliche und gesellschaftliche Verantwortung für Gesundheit auf.

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Tafel 59 | Alarmrutsche: Rot

Alarmrutsche: Rot spielt auf das Konzept einer stetigen, unaufhaltsamen Abwärtsbewegung an und ersetzt das übliche Bild einer Eskalationsstufe durch eine Rutsche, die symbolisch für unkontrollierbare Prozesse steht. Der Titel verbindet die Dringlichkeit von »Alarmstufe Rot« mit der Vorstellung eines kontinuierlichen Abrutschens in bedrohliche Zustände. Die spielerische Assoziation verweist auf eine Gesellschaft, die Risiken oft zu sorglos begegnet, bis sie unumkehrbar werden. Das Werk fordert dazu auf, Bedrohungen frühzeitig ernst zu nehmen und den sorglosen Umgang mit Gefahren kritisch zu hinterfragen.

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Tafel 60 | Dunkelziffer

Dunkelziffer greift das Thema des Verborgenen in der Gesellschaft auf und verweist auf all jene Missstände, die im Dunkeln bleiben und oft ignoriert werden. Der Begriff »Dunkelziffer« steht für unsichtbare Realitäten wie Armut, häusliche Gewalt und andere gesellschaftliche Probleme, die aus dem Bewusstsein verschwinden, solange sie nicht direkt sichtbar werden. Anstatt aufzuklären, verstärkt das »Licht« hier die Unsichtbarkeit und symbolisiert so das bewusste Wegschauen. Das Werk fordert die Betrachter auf, sich mit den verborgenen Aspekten unserer Gesellschaft auseinanderzusetzen und auch das zu sehen, was im Schatten bleibt.

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Tafel 61 | Genormt Vermessen

Genormt Vermessen zeigt zwei asymmetrische Skalen, die unterschiedliche Werte anzeigen und eine kraftvolle Metapher für die Diskrepanz zwischen Gleichheitsanspruch und sozialer Realität darstellen. Der Titel reflektiert eine kritische Haltung gegenüber normativen Systemen, die vermeintlich »objektive« Maßstäbe setzen, jedoch oft auf verzerrten Wahrnehmungen beruhen. Das Werk prangert starre und unausgewogene Normen an, die Geschlechter zwar als gleich behandeln, in Wahrheit jedoch Diskriminierung verstärken. Es fordert das Publikum auf, gesellschaftliche Standards kritisch zu hinterfragen und deren versteckte Ungleichheiten zu erkennen.

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Tafel 62 | Rabiat

Rabiat stellt den Hasen, normalerweise ein Symbol für Sanftheit, in einem aggressiven und widersprüchlichen Kontext dar. Der Begriff »Rabiat« verleiht dem Werk eine unerwartet wilde Energie und fordert die Betrachtenden auf, die Rolle des Hasen als harmloses Wesen zu hinterfragen. Die Tropfspuren, die vom Schriftzug und den Konturen herabfließen, unterstreichen die innere Spannung und deuten darauf hin, dass selbst das Friedlichste eine verborgene, unkontrollierte Seite haben kann. Das Werk hinterfragt damit Erwartungen und Klischees und regt an, die verborgene Komplexität hinter vermeintlich harmlosen Fassaden zu erkennen.

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